Zu Besuch bei August Schreiber und seinen Hühnern.

August züchtet zusammen mit seinen beiden jüngeren Brüdern und seinem Vater Dresdner Hühner.

Jeder der drei Brüder züchtet dabei einen eigenen Farbschlag. Gehalten, versorgt und gepflegt werden die Tiere natürlich gemeinsam, ebenso besuchen alle zusammen mit ihren Tieren die Schauen. Zum ersten Mal ausgestellt hat August, als er fünf Jahre alt war. Ein Jahr später hat er den braun-blau gezeichneten Farbschlag bekommen. Sein Bruder Richard hat den braunen Farbschlag vom Vater bekommen und der Dritte im Bunde, Laurenz, hat die gesperberten Dresdner bekommen.
Wir schauen uns am Tag unseres Besuches die aktuellen Jungtiere im Mai an, die schon in verschiedenen Altersgruppen zusammen im Auslauf gehalten werden: „Die Jungtiere von diesem Jahr haben wir schon sortiert und - sofern sie alt genug sind - beringt. Die schwarzen Hennen sind bei den Gesperberten rausgefallen, die stellen wir nicht aus. Genauso die Braun-Weißen. Und dann geht es natürlich noch um Kammfehler, die wir aussortieren. Wir stellen gesperberte, braun-blau gezeichnete und braune Tiere aus."
Dieses Jahr gab es bei den Schreiber-Brüdern nicht die üblichen zwei Bruten, sondern eine dritte Runde, extra für die gesperberten Dresdner. Alle Jungtiere haben momentan einen Altersunterschied von maximal einem Monat.
„Interessant zu beobachten ist, dass sie unterschiedlich im Wachstum sind, die Gesperberten wachsen generell ein bisschen schneller. Die sind auch größer, wenn sie ausgewachsen sind.", erklärt August. Die erste Schau für die Jungs ist für Ende September in Diepholz anvisiert. Danach geht es Schlag auf Schlag mit Schauen im Oktober, November und Dezember weiter, manchmal bis in den Januar hinein. Zu der Sonderschau nehmen sie auch schon ein paar mehr Tiere mit, auch bei der Ortsschau in Isselhorst natürlich, bei den anderen Schauen nehme man jetzt nicht ganz so viele Tiere mit, maximal sechs bis acht Tiere - pro Geschwisterkind natürlich. Den Auswahlprozess der Tiere, die er für die Schau selektiert, hat August auch ganz klar vor Augen: „Wenn die noch leicht in der Mauser sind und noch nicht ganz fertig im Gefieder, dann kommen die erst bei den späteren Schauen mit. Und die, die sich schon früh entwickeln und auch sehr gut aussehen, die sind dann auch bei vielen Schauen dabei. Allerdings gönnen wir den Tieren auch immer zwei bis drei Wochen Pause zwischen den Schauen." 
Das Stressempfinden der Tiere sei unterschiedlich ausgeprägt. Manche Tiere seien aufgeregter als andere, aber insgesamt sei es eher eine entspannte Rasse im Vergleich zu anderen Rassen. August und seine Brüder legen auch viel Wert darauf, sich früh mit den Tieren zu beschäftigen, um ihnen den Umgang mit dem Menschen und dem Drumherum so früh wie möglich stressfrei beizubringen. Zahmere Tiere seien entspannter im Käfig, bestätigt auch sein Vater Jürgen Schreiber. Insgesamt ist das Hobby im Frühjahr/ Sommer und Herbst natürlich deutlich zeitaufwendiger als im Winter. Für jede Farbe haben die Brüder drei Zuchtstämme, also werden insgesamt neun Hähne
aus der eigenen Zucht herangezogen, die dann jeweils für die nächste Generation auf dem Hof aufwachsen. Apropos Generation - die Jungtiere vom letzten Jahr bzw. die Eltern der diesjährigen Brut haben wir uns natürlich auch gemeinsam anschauen können.
Spannend zu sehen ist, dass junge gesperberte Hennen teilweise noch bräunlich aussehen, die Farbe also noch nicht so klar schwarz-weiß abgetrennt im Gefieder ist. Ein Aspekt, den August auch besonders schön an seinem Hobby findet: „Also ich finde es cool, wenn die Tiere sich dannentwickeln und wie man das dann immer mitverfolgen kann. Und die Ausstellung mag ich auch gerne." Bei den Worten strahlt er: "Auf der Ausstellung, insbesondere der Hauptsonderschau, kann man auch den Vergleich zu anderen Züchtern ziehen. Ich mag es auch gerne, wenn man seine Zuchtstämme festgelegt hat und man schon die nächsten Küken sozusagen in Planung hat und man überlegt, wie die Brut dann aussehen wird."
Nicht so schön findet er, dass die älteren, gesperberten Hähne etwas aggressiv werden und ihn hin und wieder beißen. Und wenn er einen Wunsch frei hätte? „Ich würde mir wünschen, dass die Blauen nicht spalterbig wären, weil dann könnte ich mehr Tiere behalten und müsste nicht so viele aussortieren. Oder, dass die Farbe Splash anerkannt wäre. Dann könnten wir die Tiere behalten."
Angesprochen auf die Konkurrenten in seiner Altersklasse meint August, dass der Jugendbereich im Vergleich zu den Senioren schon weniger zahlreich vertreten sei. „Es sind nicht sehr viele Jungzüchter. Auch unsere Rasse ist ja nicht so häufig ausgestellt. Auf den Sonderschauen kaufen wir manchmal Tiere, dann eher Hähne, dazu, aber wie gesagt, da sind jetzt nicht immer ganz so viele Dresdner auf den übrigen Schauen. Häufiger sieht man hier die New Hampshire auf den Schauen, oder Zwerg-Wyandotten sind eigentlich auf jeder Schau, auch Brahma oder Italiener. Oder auch 
Rheinländer."
Das Dazukaufen von Tieren ist natürlich unablässig für die Erhaltung des eigenen Stammes bei mehreren Stämmen. Auch seien bei den eigenen Hähnen nicht immer genug qualitativ gute Tiere dabei. Alle zwei, drei Jahre kaufe man einen Hahn dazu. „So können wir auch mehrere Linien bei unseren Stämmen aufbauen. Diese Linien können wir dann untereinander verpaaren. Für jeden Stamm schreibe ich mir genau die Tiere auf und kann dann so sehen, welche Geschwister sind. Geschwister kann man auch miteinander verpaaren, aber sollte sie dann auch irgendwann wieder mit anderen Linien verpaaren." Die Notwendigkeit für frisches Blut sehe man beispielsweise daran, dass die Nachzucht anfälliger sei oder auch die Anzahl derer steigt, die den Zuchtkriterien nicht entsprechen. Schlechter Schlupf oder kleine Tiere, krumme Zehen oder Schnäbel bleiben den erfahrenen Augen nicht verborgen. „Eigentlich schlüpfen die Küken in der Brutmaschine innerhalb von drei Tagen. Da, wo das Verwandtschaftsverhältnis nicht so eng ist, schlüpfen die Küken auch am frühesten. Die schlüpfen manchmal sogar ein bis zwei Tage vor dem eigentlichen Schlupftag." Der Vater fasst das zusammen: "Man versucht jedes Jahr aufs Neue, dass man etwas an seiner Zucht verbessert. Mal gelingt das, mal geht das nach hinten los - da gehören auch mal Enttäuschungen dazu."
Darauf angesprochen, ob er sich auch noch anderes Geflügel wünsche, meint August, er würde am liebsten Sachsen- oder Orpingtonenten haben. Der Vater Jürgen Schreiber hatte vor 40 Jahren mal mit Enten - Streicherenten - auf dem Hof seines Vaters angefangen. Später kamen dann die Dresdner Hühner dazu. Mit einer Pause von etwa zehn Jahren ohne Hühner geht er nun auch schon wieder etwa 16 oder 17 Jahre seinem Hobby nach. August zeigte alsbald ja auch Interesse. „Das hat mich sehr gefreut und dann hab ich mir gesagt, dann muss er vielleicht auch mal einen Farbschlag für sich alleine haben und dann haben wir uns auf diese Blauen konzentriert - das kombiniert sich auch sehr schön mit den Braunen, finde ich. Ich finde es schön, zu sehen, wieviel Interesse August daran hat. Er kümmert sich sehr viel um die Tiere und im letzten Winter hat er die Zuchtstämme für sich alleine zusammengestellt."
Was hast du noch für Ziele, August? „Ich möchte gerne das Dresdner Band gewinnen, weil das auch so schön aussieht. Einmal habe ich es schon gewonnen." Der Vater wirft ein: „Dafür muss man wirklich gute Tiere haben und da gehört auch ein bisschen Glück zu, dass man das bekommt." Das Dresdner Band hat jeder Preisrichter nur einmal zu vergeben.
An der Ortsschau in Isselhorst sei besonders, dass man viele verschiedene Rassen und Farbschläge dahabe und eben auch viele Obst- und Gemüsesorten und Feldfrüchte und Blumen. Das mache die Schau attraktiv, denn das finde man nicht oft, vielleicht noch in Friedrichsdorf. Die Festhalle in Isselhorst sei auch einfach sehr gut geeignet für so eine Ausstellung. "Aber wenn es um die eigentliche Rasse geht, dann muss man auch mal auf eine größere Ausstellung gehen, auf die nationale Ebene oder die Hauptsonderschau, um einen Vergleich zu anderen Züchtern zu ziehen. Da kann man sehen, wo man selber dann steht.

 

Bericht von Jennifer Schuller